Kraftorte und Kultplätze
Für den Begriff Kraftort
gibt es viele Interpretationsmöglichkeiten: Der kleine Altar im eigenen Garten, eine Wallfahrtskirche, eine Quelle bis zu dem Steinkreis von Stonehenge.
Die Vielfalt dieser Plätze läßt sich am Besten durch eine zeitliche Abfolge darstellen:
Die einfachen Plätze wie Quellen, Berge, ungewöhnliche Felsformationen, Wasserfälle,
Waldlichtungen oder besondere Erdenergien: Diese wurden von den Menschen entsprechende markiert, durch Holzpfähle, Steinhaufen oder
Tierfelle (Totems).
Daraus erwuchsen später Erdställe, Steinkreise, Menhire, Steinreihen. Diese - oft monumentalen Anlagen - wurden von den Schamanen, Druiden oder Priestern
zu astronomischen Berechnungen verwendet und dienten als Sonnen-, Mond- oder Sternobservatorien.
Dabei errichtete man u.a. bestimmte Fixierpunkte in den Bauwerken, die diese
Beobachtungen (z.B. die Sonnwendzeiten) ermöglichten. Das Wissen, dass somit in diesen Anlagen gespeichert und erweitert wurde, kennen wir heute als die
"Heilige Geometrie", die sich in Bauwerken wie den Sonnenpyramiden von Mexiko, den Pyramiden von Gizeh, den Steinkreisen von Stonehenge
und Goseck und den großen Kathedralen in Frankreich wiederspiegeln.
Ort der Kraft waren und sind Orte der "Re-ligio", der Rückverbindung mit dem Wesen der Natur und Gott.
Wie erkenne ich einen Kraftplatz?
Wenn Sie herausfinden wollen, ob es an Ihrem Wohnort oder Ihrem Reiseziel Kraftorte
gibt, haben Sie mehrere Möglichkeiten. Am besten besorgen Sie sich eine topographische Wanderkarte, die es im Maßstab 1:25000 überall zu kaufen gibt, und schauen, wo
Ringwälle, Keltenschanzen, Menhire oder Naturdenkmäler eingetragen sind. Hier finden Sie meist auch ungewohnliche Bäume
mit historischen oder sagenbezogenen Namen. Außerdem sind in diesen Karten alle alten Kirchen, Klöster und Kapellen und auch Ruinen verzeichnet.
Weiterhin geben Orte, die mit Legenden und Sagen belegt sind, Hinweise - sie lohnen fast immer eine nähere Betrachtung. Kommen in der Sage Drachen, Feen oder
Wichtelmänner vor, so kann das ein Hinweis auf Erdenergie und Naturkräfte sein, ebenso wie auch Schätze in Seen, Höhlen oder Bergen.
Beachten Sie jedoch auch die Warnungen, die darin ausgesprochen werden, denn sie gehen ja auf die Erfahrungen unserer Vorfahren zurück. Oft weisen Orts- und Flurnamen auf eine
keltische, kultische, früh- oder vorchristliche Benutzung hin, wie etwa Heidenheim, Heiligenberg, Odinshain, Thorsberg, Donnersberg
(Donars-Berg), Venusberg etc. Ehemalige Kultplätze, die von den christlichen Missionaren »verteufelt« wurden, sind ebenfalls ein guter Wegweiser: Teufelsstein,
Teufelsfels, Teufelsburg, Teufelsmauer, Hexenküche, Hexentreppe, Hexentanzplatz. In den seltensten Fällen verdienen diese Plätze ihre furchteinflößenden Namen.
Viele Ortsnamen enthalten sogar einen direkten Hinweis:
Druidenstein, Heiligenhain, Engelsberg, Eibenberg, Drachenfels, Danzwiesen usw. Fast alles, was das Wort »Licht« enthält, wie etwa Lichtenstein, Lichtenfels, Lichtenau oder
Lichtenberg, empfiehlt sich sozusagen selbst. Ich habe bisher mindestens drei lohnende »Lichtenfelsen« kennengelernt.
Wachstumsanomalien
Als deutlicher Hinweis vor Ort dienen Naturphänomene, zum Beispiel Pilzkreise und Bäume.
Ob Bäume auf einer Wachstumszone, einer Gitterkreuzungszone, einer Leyline, einer Wasserader, einer Verwerfung, einer blinden Quelle
oder einer Energiespirale (Aquastat) stehen, kann der Geomant, der Radiästhesist, aber auch der
interessierte Laie mit etwas Übung erkennen (lernen). Energiespiralen lassen einen Baum verdreht wachsen, ungünstige Kreuzungszonen und Strahlungsphänomene
erzeugen Wucherungen, und Wachstumszonen bewirken starke
Triebbildungen im unteren Stammbereich.
Bäume, deren Äste zusammenwachsen, deuten darauf hin, daß sich hier verschiedene Energien vereinigen. Manche Bäume streben von schwierigen Energien - aus
Verwerfungen und Wasseraderkreuzungen - weg oder wachsen zu nährenden oder kraftspendenden Energien hin.
Manchmal vollführen Bäume mit ihren Ästen unnatürliche »Kapriolen«, um an einer einstrahlenden Energie teilzuhaben, oder sie weichen einer horizontalen Strahlung
in einem Bogen aus. Bäume, die gezwieselt (gespalten) sind, weisen auf eine Wasserader hin. Der Geomant kann aus der Höhe der Zwieselung in etwa die
Tiefe der Wasserader ablesen. Bäume, die drei- und vierÂfach gespalten sind, stehen meist auf einer Wasseraderkreuzung. Das alleine sagt zwar noch nichts über einen
Kraftplatz aus, kann aber ein wichtiger Aspekt zur Gesamtbeurteilung sein.
Auch verschiedene Pflanzen und Tiere geben eindeutig Auskunft. So gibt es Strahlensucher und
Strahlenflüchter. Holunder, Haselnuß und Brennessel sind Strahlensucher. Wo sie wachsen, sollten Sie sich nicht zum Meditieren oder Schlafen hinlegen.
Tanne, Fichte, Apfel und Gemüse sind Strahlenflüchter. Sie wachsen nicht oder schlecht auf
strahlenden Verwerfungen und Wasseradern. Vor allem Apfelbäume reagieren sehr sensibel und weichen deutlich aus
beziehungsweise verdrehen und verrenken sich. Wo das geschieht, handelt es sich um Orte, die Sie ebenfalls meiden sollten.
Hinweise der Natur
Misteln, Eiben und Wacholder weisen darauf hin, daß dort, wo sie wachsen,
ein Austausch mit der Erde möglich ist. Den
Germanen waren Plätze, an denen Wacholderbüsche wuchsen, heilig, und niemand wagte es, dort etwas abzuschneiden. Auch Weißdorn
ist eine Pflanze, die an alten Kultplätzen oft zu finden ist. Misteln haben die Fähigkeit, Reizstrahlungen zu neutralisieren, sie helfen also ihrem Wirtsbaum,
an einem (auf Dauer) schwierigen Platz zu überleben. Viele Arten von unnatürlichen Wucherungen, wie Krebsgeschwüre an Bäumen, weisen auf Strahlungsphänomene
hin. Ob diese jedoch für den Menschen schwierig oder bei kurzfristigem Aufenthalt energetisierend sind, muß von Fall zu Fall überprüft werden.
Auch Plätze, an denen Bienen oder Ameisen leben, sind energetisch markant. Sie sollten solche Plätze nur kurz aufsuchen, um mit der Erde in Austausch zu treten, denn man kann
dort gewisse Heilenergien erfahren. Längerer Aufenthalt oder sogar Übernachten an solchen Orten kann sich schädlich auswirken. Deshalb sollten Sie hier nicht länger als eine
halbe Stunde bleiben. Achten Sie in jedem Fall auf Ihre Körperreaktionen und hören Sie auf Ihre innere Stimme (nach Scarlet Werner).
Was kann ich an einem Kraftplatz tun?
Kraftplätze sind in ihren Möglichkeiten unterschiedlich einzuordnen. Nicht jeder ist
aufladend oder aufbauend. Deswegen beachten Sie die Hinweise im Kapitel »Wie erkenne ich einen Kraftplatz?«. In keinem Fall sollten sie als seelischer
Schuttabladeplatz mißbraucht werden. Wenn Sie emotionale Probleme haben, gehen Sie lieber in den Wald und legen sich auf den Waldboden. Auch Bäume können
ausgleichenden Trost spenden. Wenn Sie einen Rat suchen oder eine Frage haben, wenden Sie sich an einen großen Baum, der Sie anzieht. Versuchen Sie einen Dialog.
Es liegt an Ihnen, Ihrer Stimmung und Ihren Bedürfnissen, ob Sie sich mehr zu einem offenen oder geschlossenen, einem natürlichen oder bebauten, einem christlichen oder
vorchristlichen Platz hingezogen fühlen, ob Sie einen Berg oder eine Höhle, luftige oder erdige Energien brauchen. Berge haben eher Yang-Qualität, männlich,
und sind geeignet, wenn man Klarheit und Überblick sucht. Wasser in Form von Seen, Flüssen oder Quellen ist yin,
also weiblich betont und gut, um in Kontakt mit seinen Gefühlen und der Intuition zu kommen.
Verstehen Sie mich jedoch bitte mit dieser Einführung nicht falsch. Orte der Kraft sind nicht dazu da, um nur etwas zu
bekommen, aufzutanken oder Heilung zu erhalten. Orte der Kraft spenden Energie, man kann sie empfangen, aber nicht
verlangen oder erwarten. Wichtig ist der Austausch, und dazu gehören das Geben, das Einfühlen, das Hinhören, das
Fragen und das Bitten. In diesem Prozeß des Lauschens und der Hingabe entwickeln sich Eingebungen, kommen Ideen oder Gedankenblitze, erwacht die Intuition,
strahlt das Herz, wächst die Seele und die Aura. Um sich mit einem Ort zu verbinden, sind Meditationen und Visualisationen hilfreich. Suchen Sie sich einen Platz, der
Sie anzieht, oder besser, lassen Sie sich zu einem »führen«. Setzen Sie sich mit möglichst gerader Wirbelsäule hin und
atmen Sie mehrmals tief ein und aus. Dann lassen Sie Ihre Atmung frei fließen und beobachten Sie nur. Um das Netz der Gedanken zu durchbrechen, kann ein Mantra
hilfreich sein, das Sie immer wiederholen, zum Beispiel AUM, OM, RAM oder SOHAM.
Stellen Sie sich nun vor, wie sich Ihre Wirbelsäule nach unten in die Erde verlängert und tiefer und tiefer in sie eindringt.
Spüren Sie sich durch den Boden und alle Gesteinsschichten hindurch bis zum Mittelpunkt der Erde. Dort verankern Sie
sich und verharren eine Weile in diesem Zustand, bis Sie sich wirklich »verbunden« fühlen. Dies dient der Stabilisierung. Nun stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer weißen
Lichtsäule, die aus dem Kosmos kommt. Dieses Licht durchströmt
alle Zellen Ihres Körpers, reinigt und harmonisiert Sie, bis Sie gesättigt sind. Falls Ihnen eine bestimmte Farbe fehlt,
lassen Sie diese Farbe einströmen. Wenn Sie nicht wissen, welche Farbe Ihnen fehlt, schreiben Sie das als Frage auf
eine imaginäre innere Leinwand und schauen Sie, was bildlich oder schriftlich als erstes erscheint. Es kommt dabei immer auf den ersten Impuls an.
Jetzt fragen Sie den Ort oder den Baum, an dem Sie sitzen, was Sie tun oder geben können. In jedem Fall können Sie das weiße oder farbige Licht in die Erde leiten
und es wie Wurzeln eines Baumes an die Erde verteilen und ausströmen lassen. Geben Sie Ihre Liebe und Hoffnung mit hinein in dieses Licht und schließen Sie Frieden mit der Erde
und all ihren Lebewesen. Orte der Kraft, ob nun in einer Kirche oder in der Natur, verstärken oft die Verbindung nach »oben« oder nach »unten«.
Aber machen Sie sich niemals von einem Ort abhängig, denn letztendlich geht es darum, sich selbst als Ort der Kraft zu
entdecken, in sich selbst den ruhenden, nicht mehr Wertungen unterworfenen Mittelpunkt zu finden.
Über den Umgang mit Kraftplätzen
Orte der Kraft sind zwar Plätze mit großem Potential,
aber sie sind auch sehr empfindsam. Sie spielen im Prozeß des Lebens auf der Erde sowohl für die Erde selbst als auch für Tier und Mensch eine große Rolle, deren Bedeutung wir
gerade erst wiederentdecken. Wenn nun heilige Orte mißbraucht oder zum Beispiel wegen ihrer Bodenschätze
ausgebeutet werden, so fügen wir damit einer ganzen Region, einem ganzen Land oder auch der gesamten Erde großen Schaden zu. Bestes Beispiel dafür ist der heilige Tafelberg der Hopi,
wo Uran gefunden wurde und abgebaut werden soll(te). Auch der Ayers Rock, der heilige Berg der Aborigines in Australien, unter dem größere Uranvorkommen entdeckt wurden, ist bedroht. In Irland ist es dank heftiger Widerstände noch einmal gelungen, daß auf die kommerzielle Ausbeutung größerer
Goldvorkommen unter dem höchsten und heiligen Berg Croagh Patric verzichtet wurde.
Wenn wir uns also für solche Plätze einsetzen und um ihre Erhaltung kämpfen, tun wir etwas, was nicht nur dem
betroffenen Volk, sondern unter Umständen der ganzen Erde zugute kommt - ähnlich wie beim Regenwald-Problemkomplex. So lernen wir auch hier, daß alles durch ein Netz von
feinen Energiebahnen miteinander verbunden ist, die wie die Nerven in unserem Körper an die Zentrale weiterleiten, was im entferntesten Winkel passiert.
Wenn ein Sonnenstrahl unsere Hand erwärmt, ein Kuß unsere Lippen berührt oder ein Dorn uns irgendwo sticht, reagiert unser ganzes Wesen darauf. So ist es auch mit der Erde.
Unsere wissenden Vorfahren lebten mit diesem ganzheitlichen Bewußtsein, und die Geomanten von heute sind bemüht, diese heilige Kunst in ihrem Sinne anzuwenden.
Wenn Sie also einen Ort der Kraft aufsuchen, so seien Sie offen für neue Erfahrungen und nicht enttäuscht, wenn Sie
nicht gleich etwas spüren oder ein besonderes Erlebnis haben. Ein Ort der Kraft erschließt sich nicht so einfach bei
einem einmaligen Durchlaufen oder kurzem Hinfühlen. Schließlich haben wir in den letzten Jahrhunderten unsere
natürliche Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit verloren oder unterdrückt. Erwarten Sie also nicht, daß Sie gleich Lichtvisionen
haben oder das »große Kribbeln« bekommen. Auch bei mir hat es Monate gedauert, und ich bin mir auch jetzt oft nicht ganz sicher, was ich eigentlich genau spüre, ob gewisse
Körperreaktionen und Wahrnehmungen Einbildung, Zufall oder authentisch sind. Ein Geomant benötigt etwa ein bis drei Tage, um einen Ort der Kraft
zu erforschen, und unter Umständen sogar mehrere Jahre, um ihn wirklich zu erschließen. Lassen Sie also einen Platz mindestens einen oder mehrere Tage von
»allen Seiten« auf sich wirken, oder gehen Sie mehrmals beziehungsweise regelmäßig hin. Kleine Rituale, ein stilles Gebet, eine Blumengabe oder eine Meditation
sind mehr wert als »Abchecken« jeglicher Art.
Natürliche Kraftplätze
Natürliche Orte der Kraft sind Berge, Quellen, manche Höhlen, größere Felsformationen und
viele Bäume. Fallen mehrere dieser Aspekte zusammen, also zum Beispiel eine auffallende Baumformation bei einer Quelle in der Nähe eines
markanten Felsens, so deutet dies auf besondere energetische Qualitäten. Sagen und Volksglaube haben schon immer solchen Plätzen Elementargeister, Elfen, Gnome
und andere Wesenheiten zugeordnet. Daß dies nicht so abwegig ist, hat die Findhorn-Gemeinschaftin Schottland bewiesen (ein übrigens bedeutender Kraftplatz),
der es durch den telepathischen Kontakt mit Naturgeistern gelungen ist, in einer unwirtlichen und unfruchtbaren Gegend einen wahren
Wundergarten und eine blühende Gemeinschaft zu etablieren, die weltweite Anerkennung erfahren hat. Dabei muß man sich Elementarwesen
nichtunbedingt so vorstellen, wie wir es aus Märchen und Sagen in Form schöner
Feen oder schrumpeliger Zwerge kennen. Dies sind menschliche Projektionen oder menschenadäquate Übersetzungen
von Phänomenen und Naturenergien, die durchaus eine Eigendynamik oder Eigenpersönlichkeit haben. Diese Eigenpersönlichkeit läßt sich am einfachsten bei einzelnen alten Bäumen
nachvollziehen; und ob dies nun Glaube, Phantasie oder eine andere Realität oder Dimension ist, damit sollten wir westliche, der Natur entfremdete
Zivilisationsmenschen erst mal vorsichtig sein. Das Wissen und die Kultplätze unserer »heidnischen« Vorfahren oder der wenigen übriggebliebenen Naturvölker
beziehungsweise ihrer Schamanen können uns vielleicht helfen, die Stimmen und Zeichen der Natur wieder wahrzunehmen, ob nun personifiziert oder nicht.
Daß es mehr als nur fünf Sinne gibt, daß Intuition dem rationalen Denken oft überlegen ist, dieses Wissen scheint sich
langsam Bahn zu brechen. Fangen wir also wieder da an, wo menschliches Macht- und Eigennutzdenken begann, sich die
Erde Untertan zu machen und gegen sie statt mit ihr zu arbeiten - da, wo der lebendige Kontakt mit der Natur abriß.
Es wurde bei vielen Tierarten häufig beobachtet, daß zwischen dem einzelnen Geschöpf und seiner Umwelt eine
bemerkenswerte Beziehung besteht. Den heutigen Menschen erscheint diese Beziehung befremdlich, denn sie sind jetzt
weit von der natürlichen Welt entfernt. Für uns ist die Fähigkeit der Taube, über Hunderte von Kilometern wieder nach
Hause zurückzufinden, oder des Lachses, nach einer Reise um die halbe Welt wieder an seinen Geburtsort
zurückzukehren, um dort zu laichen, ein außergewöhnliches und unerklärliches Phänomen. Aber in der Natur sind solche
Leistungen nicht ungewöhnlich. Wilden Tieren sind diese Gaben angeboren, die die Wissenschaft unter der Rubrik
'Instinkt' abzuheften beliebt. Der Schwalbe bereitet es kein Problem, nach einem Hin- und Rückflug von 24.000 km wieder an den Nistplatz des Vorjahres.
Heilige Berge
Vielen Naturvölkern, wie zum Beispiel den nordamerikanischen Indianern, sind Berge heilig. Warum gibt es kaum heilige
Täler, aber so viele heilige Berge? Warum liegen alte Kirchen und Kapellen und die
Kultplätze der Kelten so oft auf Bergen? Mit Sicherheit war dafür nicht die schöne Aussicht oder allein Sicherheitsdenken ausschlaggebend. In vielen
Kulturen und zu allen Zeiten galten die (höchsten) Berge als Sitz der Götter. Man betrachtete und bestieg sie mit
Ehrfurcht, man gab ihnen Namen. Moses beispielsweise erhielt die Gesetzestafeln für das Volk Israel auf einem Berg, und Jesus predigte auf Bergen (Bergpredigt).
Objektiv und subjektiv ist der Mensch auf der Spitze eines Berges dem Himmel, den Sternen oder seinem Gott näher. Er
ist dem Alltag entrückt, und er verschafft sich einen »Überblick«. Der Geomant sagt dazu: An jeder Bergspitze ; sammeln
sich die Ätherkräfte, und die Wahrscheinlichkeit, daß hier kosmische Energien einstrahlen, ist größer als sonstwo. Auch unterscheiden sich Kraftplätze
danach, ob sie ihre Energie aus der Erde beziehen oder mit »Numen« - also bewußt durch menschliche Energie - aufgeladen sind. Dies finden wir zum Beispiel bei Schwarzen Madonnen
(nach Scarlet Werner). Unsere Vorfahren haben uns viele Bräuche vererbt, die mit der Natur, ihren Rhythmen und ihren Kostbarkeiten zu tun haben. Vor allem Bäume
galten als geheimnisvolle, fast übernatürliche Geschöpfe, in Entwicklung und Wachstum Menschen vergleichbar. Die Germanen sahen zum Beispiel in einem
Schutzbaum das Symbol des eigenen Lebens. Heute noch gehören Bäume oder Zweige zu vielen Festbräuchen und Feiertagen: der Weihnachtsbaum, der Maibaum, der
Baum des Richtfestes und dergleichen. Selten, aber immer noch erhalten ist der Brauch, um alte Linden zu tanzen, wovon so manche Tanzlinde in Thüringen
und Bayern zeugt. Auch das öffentliche Leben, wie etwa Gerichtsverhandlungen, vollzog sich unter Bäumen, den
sogenannten Femelinden. Mächtige einzelne Bäume, ebenfalls meist Linden, waren Mittelpunkt vieler Dörfer. Kein Wunder
also, daß sich viele Sagen um besonders auffällige alte Bäume ranken und daß sie in zahlreichen Märchen allerlei seltsamen Wesen und Naturgeistern als Wohnstatt dienten oder als
Einstieg ins Erdinnere.
Vom Waldkult zum Richtbaum
Besondere Bäume und Wälder waren für unsere Vorfahren heilige Stätten. Schon
Tacitus berichtete vom Waldkult der Germanen und schrieb, daß in heiligen Hainen ihre Götter wohnten, und so mancher Dorf- und Flurname kündet
heute noch davon, wie zum Beispiel Götzenhain, Lichtenhain, Heidenau, Heidenfels, Druidenhain. Hier fanden
Volksversammlungen, Gerichte und Gottesdienste statt. »Bestimmte Haine oder besondere Bäume waren einzelnen Gottheiten geweiht. Ein heiliger Baum
durfte nie seines Laubes oder seiner Zweige beraubt, geschweige denn
umgehauen werden. Bei den Vorfahren der Esten galt es für ruchlos, in heiligen Hainen auch nur ein Blatt abzubrechen. Die Eiche stand an vorderster Stelle unter den
geheiligten Bäumen. Danach folgten Esche und Buche. »Bräuche und Mythen um Bäume sind eng miteinander verbunden. In Mecklenburg knüpfen sich viele
alte Bräuche an sogenannte Wunderbäume. Dies sind vor allem >Krupeichen<. Es handelt sich um Bäume, deren Stamm etwa in
Mannshöhe eine länglich-runde Öffnung aufweist, die einem Menschen mehr oder weniger leicht ein Hindurchkriechen
(niederdeutsch: >Dörchkrupen<) ermöglicht. Entstanden sind diese Krupbäume meist durch Verwachsungen des
Stammes und der Zweige, aber auch durch Zusammenwachsen von zwei getrennten Stämmen oder durch künstliche Einflüsse. Nach altem Volksglauben sollte das Durchkriechen dieser Bäume Heilung von manchen Leiden wie Gliederreißen, Gicht, Rheumatismus und Ischias
bringen. Besondere Regeln mußten dabei befolgt werden. Ein stillschweigendes >Dörchkrupen< vor Aufgang oder nach Untergang der Sonne und möglichst am Freitag stellte besonders
wirksame Heilung in Aussicht. Im Volksglauben um die Krupeichen steckt ein Rest alten Baumkults. Diese >Wunderbäume< galten als heilig und
unverletzlich.« (DDR-Touristikführer: Naturdenkmale) In diesem Zusammenhang stehen auch die »Fieberbäume«, in die man über Nacht seine Kleider hängte, um dann beim
Tragen Heilung körperlicher Leiden zu finden. Ein Dorfbaum markierte den Treff- und Mittelpunkt der Gemeinde. Meist handelte es sich um eine Linde. Der Richtbaum
ist das Symbol für Schutz, Glück und Segen für die zukünftigen Bewohner des neuen Hauses. Der Christbaum als Weihnachtssymbol
weist auf die Unsterblichkeit und das ewige Leben hin. Der Maibaum ist bereits seit der Antike ein Symbol für das Erwachen der Natur und für Fruchtbarkeit. Die
Femelinde erscheint als Gerichtsbaum der Göttin Freya, die die Kraft der Weissagung besaß und damit die Wahrheit ans Licht bringen konnte. Heilige Bäume
sind bei den Indern der Bodhi-Baum, unter dem Buddha seine Erleuchtung fand, bei den Germanen die Eiche und später nach der Christianisierung die Linde.
Der Baum der Erkenntnis, meist als Granatapfel oder Feigenbaum dargestellt, wächst im Paradies neben dem Baum des
Lebens und deutet auf die Polarität von Mann und Frau, gut und böse, Leben und Tod hin. Der Weltenbaum verbindet Himmel, Erde und Unterwelt.
Er ist Sinnbild des ewigen Lebens und weist auf die Einheit des Kosmos hin. Er kommt in den Mythen aller Völker vor. Das bekannteste Beispiel ist die in der Edda beschriebene
Weltesche Yggdrasil.
Viele Bäume kann man als Ort der Kraft ansehen oder als Anzeiger für einen solchen. Die
heilige Edigna von Puch lebte 30 Jahre in einem Baum, der heute noch als tausendjährige Linde besteht.
Das Lied der Linde - eine Prophezeiung von 1850
Quellen: David Lucyn - Magisch Reisen / Deutschland. und eigene und http://mitglied.lycos.de/misk108/geomantie_text.html
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