|
|
Die Holzkirchener Kerzenwallfahrt gehört neben dem Engelmariesuchen in St. Englmar und dem
Kötztinger Pfingstritt zu den großen brauchtümlichen Darstellungen der Pfingsttage in Niederbayern.
Es ist eine Fußwallfahrt, die am Pfingstfreitag von Holzkirchen aus über 75 km zum Heiligtum auf den Bogenberg führt und dort am Pfingstsonntag endet.
Sie wird schon seit über 500 Jahren durchgeführt.
Die Kerze, ein von Wachs umwickelter, 13 m langer und ein Zentner schwerer Fichtenstamm, wird auf der Schulter, und an manchen Stellen
stehend, von einem einzigen Mann alleine, getragen.
GESCHICHTE DER KERZENWALLFAHRT:
Die Holzkirchener Wallfahrt mit der „langen Stang“ auf den Bogenberg ist eine der letzten großen Bittprozessionen, die trotz aller, dem religiösen Brauchtum der letzten 500 Jahre abträglichen
Strömungen, bis heute fast unverändert erhalten geblieben ist.
Das Gelübde der Holzkirchner, der Muttergottes auf dem Bogenberg jedes Jahr ein Kerzenopfer
darzubringen, soll der Überlieferung nach bis auf das Jahr 1475 zurückgehen. In einigen Quellen wird aber auch das Jahr 1492 als Ursprungsjahr genannt. Ein genauer Nachweis für das tatsächliche
Entstehungsjahr der Wallfahrt kann nicht geführt werden, da bei einem Brand (Blitzschlag) des alten hölzernen Pfarrhofes von Holzkirchen im Jahre 1720 alle alten Pfarrakten verbrannten.
Als l. sichere Quelle gilt das von Veit Höser im Jahre 1632 verfasste Wallfahrtsbuch. In diesem geschichtlich wertvollen Werk hat der bekannte Abt von Oberaltaich alle Städte, Märkte und Dörfer
aufgezählt, deren Einwohner Bittprozessionen auf den Bogenberg unternommen haben. Die Holzkirchner Kerzenwallfahrt wird darin als eine bereits lang bestehende und traditionsreiche Wallfahrt zur
Muttergottes auf den Bogenberg beschrieben. Zu dieser Zeit fand die Wallfahrt aber noch am Dienstag nach Pfingsten statt. Erst im 19.Jahrhundert
wurde sie auf den Pfingstsamstag-Sonntag verlegt, wie sie auch heute noch jedes Jahr durchgeführt wird.
Das Gelübde, das die Holzkirchner vor über 500 Jahren abgelegt haben und das sie bis heute treu
erfüllen, ist aus großer Not gemacht worden. Damals wütete der Borkenkäfer in den Wäldern rund um Holzkirchen und gefährdete mit dem Absterben der Wälder eine wichtige Existenzgrundlage der Bevölkerung.
Da niemand der Verwüstung Einhalt gebieten konnte, verlobten sich die Holzkirchner der Muttergottes auf dem Bogenberg und versprachen: Wenn auf die Fürbitte Mariens der Käfer abstirbt und nicht mehr
die Wälder zerstört, wird jedes Jahr ein gerade gewachsener Fichtenstamm mit rotem Wachs umwickelt und in einer Dankwallfahrt der Muttergottes auf dem Bogenberg geopfert.
Die Plage verschwand bald darauf und das große Vertrauen der Holzkirchner in die Fürsprache der Gottesmutter wurde belohnt.
Durch das unerschütterliche Vertrauen der Holzkirchner zur Muttergottes ist die Wallfahrt bis heute erhalten geblieben, und dass diese religiöse Tradition auch heute noch angenommen wird und
weitergeführt wird, beweist die von Jahr zu Jahr steigende Beteiligung vor allem von jungen Menschen am Pfingst-Bittgang der Holzkirchner nach Bogenberg.
ABLAUF DER WALLFAHRT:
Pfingstfreitag
Der Fußmarsch von Holzkirchen zum Bogenberg lässt sich in 3 große Etappen einteilen.
Nachdem die Pfingstkerze am Freitag hergestellt wurde, wird sie am
Freitagabend in einer feierlichen Prozession von Schöfbach in die Pfarrkirche nach Holzkirchen getragen.
Um 19 Uhr versammelt sich der Pfarrer mit den Ministranten den Kerzenträgern und ca. 100 Pfarrangehörige auf dem Haslingerhof. Es sind viele
darunter, die die Wallfahrt gerne mitmachen möchten, leider gesundheitlich dazu nicht mehr in der Lage sind. Deshalb begleiten sie die Kerze dieses Stück nach Holzkirchen.
Auf dem ca. 1 km langen Weg wird die Kerze aufrecht stehend getragen, und jeder Kerzenträger kann sie das 1. Mal mit Vorsicht balancieren.
In der Pfarrkirche wird die Kerze während einer kurzen Andacht geweiht.
Pfingstsamstag
Die eigentliche Wallfahrt beginnt am Pfingstsamstag um 5 Uhr früh mit dem Wallfahreramt und dem feierlichen Auszug der Wallfahrer. Nach dem
Gottesdienst wird die Kerze aufgestellt und im Uhrzeigerlauf einmal um die Kirche stehend getragen. Der Wallfahrtszug formiert sich. Voraus wird die Kerze stehend über den
Brunndoblberg hinaufgetragen. In kurzem Abstand folgen zunächst die Kreuzlbuben und Kinder, dann die Vorbeter, die wegen der gestiegenen Wallfahrerzahl seit Jahren einen Lautsprecher benutzen, und dann das
betende Volk, voraus die Burschen und Männer, und dahinter die Frauen und Mädchen. Oberhalb des Brunndoblberges wird die Kerze umgelegt, und
auf den Schultern zweier Träger über Scheunöd, Kothwies nach Vilshofen getragen. Während dort die Kerze in der Pfarrkirche abgelegt wird, machen
die Wallfahrer eine kurze Frühstückspause. In Vilshofen vergrößert sich die Zahl der Wallfahrer jedes Jahr erheblich, denn der Kreis, aus dem die Pilger kommen, umfasst auch die
Pfarreien, die einmal zur Urpfarrei Holzkirchen gehörten. In Vilshofen wird die Donau überquert, und der Weg dann am linken Donauufer stromaufwärts fortgesetzt.
In Oberschöllnach wird die Kerze erneut aufgestellt und stehend den ca. 1 km langen Weg bis zum Ortseingang von Hofkirchen getragen, wo der Pfarrer die Pilger in
Empfang nimmt, und in die Kirche begleitet. Nach dem Segen und einer kurzen Rast bricht man auf nach Winzer, wo das Mittagessen eingenommen wird. Ungefähr um
13 Uhr wird der Weg fortgesetzt, bis man schon von weitem die Türme des Benediktinerklosters Niederalteich herübergrüßen sieht. Die erfahrenen Wallfahrer
wissen, dass man dort erneut Rast macht, um die ersten Blasen an den Füßen zu verarzten, und sich zu stärken für das längste und schwierigste Wegstück des l.
Tages: den Donaudamm von Niederalteich bis Deggendorf. Auf dem schmalen Wegstück zieht sich der Zug der Wallfahrer, der hier bereits 250 bis 300 Personen umfasst, ganz beträchtlich in die Länge.
Am Ende des Donaudammes in Deggenau wartet man dann, bis auch der letzte Wallfahrer angekommen ist, formiert sich neu und pilgert noch eine knappe Stunde über Kopfsteinpflaster und Teerstraßen durch
die Stadt, bis man das Ziel des l.Wallfahrtstages erreicht, die Pfarrkirche St.Martin in Deggendorf. Vor der Kirche wird die Kerze erneut aufgestellt und stehend bis zur Kirche getragen, wo sie über Nacht
aufbewahrt wird.
Pfingstsonntag Der 2. Wallfahrtstag beginnt am Pfingstsonntag um 5 Uhr mit einem Wallfahreramt in St. Martin.
In Deggendorf steigt die Zahl der Wallfahrer erneut an, da hier viele hinzukommen, die den ganzen Weg entweder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mitmachen können, oder am 1. Tag verhindert waren.
Vor der Kirche in St. Martin wird die Kerze aufgestellt und ca. 1 km weit stehend zur Stadt hinausgetragen, wobei die Glocken von St. Martin die Pilger noch ein Stück mit ihrem Geläute begleiten.
Über den Himmelberg, dem ehemaligen Sommersitz der Äbte kommt man nach Neuhausen, wo eine Frühstückspause eingelegt wird.
Gegen 8 Uhr brechen die Wallfahrer auf, um die längste Tagesstrecke des 2. Wallfahrtstages, die knapp 10 km nach Niederwinkling hinter sich zu bringen. Auf dieser Strecke werden je ein paar Vater Unser für
die im vergangenen Jahr verstorbenen Wallfahrer, Quartiergeber und Wohltäter der Wallfahrt gebetet. Insgesamt werden an beiden Tagen ca. 30 bis 35 Rosenkränze gebetet.
In Niederwinkling wird ca. 1 Stunde Pause gemacht, damit alle Wallfahrer hier das Essen einnehmen können. In Welchenberg wird traditionsgemäß die Kerze wieder aufgestellt. Kraft und Geschicklichkeit sind
notwendig, um die Kerze (13 m lang!!) richtig auszubalancieren, damit sie nicht ins Wanken und Stürzen gerät.
Am Marterl in Pfelling, wo man den Bogenberg zum 1. Mal sieht, wird die Gottesmutter mit einem ganz besonderen, uralten, von den Vätern und Urvätern mündlich überlieferten Gebet begrüßt.
In Pfelling wird noch einmal kurz Rast gemach. Dann macht sich der Wallfahrtszug auf den Weg, um nach ca. 1 ¼ Stunden die Stadtgrenze von Bogen zu erreichen.
Höhepunkte und Ausklang der Wallfahrt
An der Stadtgrenze von Bogen werden die Holzkirchner Wallfahrer von einer Blaskapelle empfangen und zum Stadtplatz geleitet, wo sie schon von zahlreichen Ehrengästen (Landrat, Bürgermeister, Pfarrer...)
und von vielen Zuschauern erwartet werden. Während der Begrüßung durch den Landrat und den Wallfahrtspfarrer, wird die Lohe von der Kerze
entfernt, die Kerze aufgestellt und bald formiert sich die Prozession hinauf zum Bogenberg. Voraus der Zeremonienmeister, dann die Blaskapelle, Mädchen von der Pfarrei Bogenberg tragen eine
Muttergottesstatue, dann folgen die Wallfahrer, die Ehrengäste und die Geistlichkeit. Die Kerzenträger bilden mit der Kerze dem Schluss der Prozession.
10- 15 Tausend Menschen säumen in jedem Jahr den Wallfahrtsweg vom Stadtplatz hinauf zu Wallfahrtskirche Bogenberg. Jetzt müssen die Kerzenträger ihr Können beweisen, damit die „Lange
Stang“ stehend sicher den steilen etwa 2 km langen Weg unbeschadet zur Wallfahrtskirche getragen wird. Ein kleiner, hoch oben hereinhängender Ast kann die Träger in große Schwierigkeiten bringen.
Gefürchtet ist auch der Wind, besonders auf dem oberen Wegstück. Nach der Ankunft in Bogenberg wird die Kerze einmal rund um die Wallfahrtskirche stehend getragen,
umgelegt und in die mit Menschen überfüllte Kirche hineingehantelt. In der Kirche wird sie das letzte mal aufgestellt, und stehend nach vorne getragen, wo sie für die nächsten 2 Jahre ihren Platz hat. Es ist
auch schon zur Tradition geworden, dass ein Träger aus derselben Familie die Kerze zu ihrem Standplatz trägt. Mit einer Marienandacht mit Predigt schließt die Wallfahrt zum Bogenberg.
Bereits zur Tradition geworden ist der Ehrenabend für die Holzkirchner im Hotel Post am Abend des Pfingstsonntages. Wallfahrer und Freunde der Holzkirchner Wallfahrt aus Bogen und Bogenberg treffen
sich dann zu einem gemütlichen Beisammensein. Der Wallfahrtspfarrer ehrt dabei die Wallfahrer, die schon 15, 20, 25, 30 mal oder öfters dabei waren.
Google Maps JavaScript API Example
|
PRESSETEXT VON 1936:
Wir bedanken uns für die Verwendung sämtliche Texte und Bilder der Seite kerzenwallfahrt.de mit freundlicher
Genehmigung von Herrn Haslinger!
|
|
|