Die ”Giersteine” in Baden Württemberg
Standort in Baden-Württemberg - Landkreis: Rastatt in Forbach OT Bermersbach - Flurname: "Giersteine" Hauptmerkmale: Felsen,
Granit, Visier-/Schattensteine sowohl in Richtung Frühlings-/Herbstanfang als auch in Richtung Wintersonnenwende Bemerkungen: Der Weg ist ausgeschildert. Es handelt sich um eine zentrale
Sehenswürdigkeit der Region.

Diese auffallend großen Felsen bilden das bekannte Schema. Die zwei Hauptsteine bilden eine Fluchtlinie in Nord-Süd-Richtung.
Sie weicht horizontal ca. 20% von der Optimallinie ab. Der Stein rechts außen bildet mit dem nördlichen Gipfel des Hauptsteines die Visierlinie 105-110° in
südöstlicher Richtung in einem vertikalen Winkel von 11° zum Frühlings-/Herbstanfang. Die Abweichung der Giersteine von der in der Oberlausitz gemessenen Optimallinie in Nord-Süd-Richtung
könnte aus dem Umstand resultieren, dass man sich der Stellung der zwei möglicherweise natürlich gewachsenen Hauptsteine der Einfachheit halber unterordnete.

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Beispielhaft wurde für die zwei Visiersteine der Zeitpunkt ermittelt, an dem die Sonne die jeweiligen Visierlinien 110°
passiert.
Die Visierlinie mit den beiden Visierpunkten für den Frühlings-/Herbstanfang am linken Visierstein.
Er zielt 110° horizontal und 11° vertikal über den linken Gipfel. Der zweite, rechte Visierstein (im linken Bild rechts) 110° horizontal und 14° vertikal über den Rechten Gipfel
des Hauptsteines.
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Die zwei Visiersteine in 110° Richtung vom Hauptfelsen fotografiert. Am Visierstein, rechts im Bild, ist
deutlich die markante Visierspitze rechts oben zu erkennen. Der Stein scheint keine feste Verbindung zum Untergrund zu besitzen und wirkt künstlich stabilisiert. Die Steine erscheinen bei eingehender
Betrachtung durchaus funktionell angeordnet. Für den gespaltenen Stein in der Mitte liese sich spekulativ eine Art "Schlachtbank" für Opfertiere vorstellen.
Den Boden bildet offenbar größtenteils eine Schotterschicht . Eine konkrete Schattenmarke, an der die Winkelmessung für den Höhenwinkel der Wintersonnenwende
in Nord-Süd-Richtung festgemacht werden konnte, wurde am Tag der Begehung nicht gefunden. Auf die Beobachtungssituation in der Oberlausitz bezogen und unter Berücksichtigung der horizontalen
Winkelabweichung von ca. 20°, dürfte die Schattenlinie zur Wintersonnenwende vor etwa 10000 Jahren bei ca. 13° vertikal irgendwo zwischen den beiden Punkten am Auslauf der muldenförmigen Rinne liegen.
Mit etwas Phantasie wäre es durchaus vorstellbar, dass man eine Flüssigkeit aus der auf den Felsen gelegenen großen Auswitterungsmulde über die Einkerbung trichterförmig in den
Schatten laufen ließ. Dann wäre die gesuchte Marke wohl das Ende der ausgeformten Rinne? Vorstellbar wäre so der Ritus, die Sonne an ihrem tiefsten Stand am Tag der Wintersonnewende zu
nähren, damit sie Kraft erhält den Himmel wieder hinauf zu steigen. Der Hauptstein hat markante Auswitterungen. Die große Mulde in der Mitte weißt einen untypisch
ebenen Boden auf. Möglicherweise wurde hier einst ein Gegenstand aufgesetzt. Ein Sonnenritual in oben beschriebener Weise vorrausgesetzt, könnten auch diese Schalen und Mulden spekulativ der
Nährung der Sonne mit einer Flüssigkeit gedient haben.
Die schematische Darstellung des Ortes “Giersteine”:
Wir danken recht herzlich für die Veröffentlichung dem Urheber des Textes und der Bilder Ralf Herold,
Dresdener Straße 3 in 02689 Sohland/Spree, Tel. 035936 30054, Fax. 035936 30278, goetterhandbezirk@web.de! Zu finden unter: http://www.gartenherold.de/001%20Giersteine.htm
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