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Adlwang (Bezirk Steyr-Land)
Kultstein “Die Hand” - ein Lochstein in der ehemaligen Nikolaiklause Nikolauskapelle mit Heiliger Quelle
Auf den Spuren nach dem alten Frauenkultplatz in Sulzbach (Gemeinde Adlwang) klopften wir beim alten
Mesnerhaus an, um Erlaubnis zum Besuch des Kultsteines in der Außenwand zu bitten. Die inzwischen 90jährige
Dame aus der Schweiz (2008), die das Mesnerhäusl übernommen und liebevoll renoviert hat, erzählte uns in einer warmherzigen und agilen Art und Weise die Geschichte des Kultsteines
und des Hauses. Offensichtlich gibt sie jedem Besucher oder Heilsuchenden gerne Auskunft und die Erlaubnis den Steinkult an der Rückseite des Hauses aufzusuchen. Sie weiss auch von vielen
Heilerfolgen und erfüllten Kinderwünschen zu berichten. Auf die Frage, wie es sich in einem Hause mit eingebautem vorchristlichen Kultobjekt lebe, antwortet sie schmunzelnd, dass sie ihre
(geistige und körperliche) Frische auch durchaus ihrer entsprechenden Einstellung und Verbindung zu diesem besonderen Ort verdanke.
Der Lochstein von St. Nikolay in Sulzbach
hat auf einer Seite eine Öffnung. Diese führt 50cm röhrenförmig sich etwas verjüngend bis zu eine Stelle im inneren des Steines, an dessen Oberseite einige Rillen zu ertasten sind,
zwischen denen die Finger einer Hand gerade genug Raum finden. Deswegen kam es wohl zu Bezeichnung "die Hand".
Die ursprüngliche vorchristliche Bedeutung dieses Steines hat aber wohl nichts mit einer Hand zu tun, viel mehr symbolisiert die Öffnung eine Vagina, sodass hier an einen Fruchtbarkeitskult
zu denken ist. Nicht umsonst wurde die spätere St. Nikolai-Kirche besonders von Frauen mit Kinderwunsch besucht und in der Fortsetzung um eine gute
Niederkunft. Es gibt nur sehr wenige Orte, an denen der Hl. Nikolaus auch für dieses Anliegen "zuständig" ist.
So lässt sich an diesem Ort von einem Kultkontinuum über viele Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende sprechen.
Nicht umsonst erschien dieser Platz, ausgezeichnet durch Kultstein, Quelle und
"Kraftort", als bestens geeignet für einen Kirchenbau, alleine schon, um alles "Heidnische" in "Christliches" umzuformen und den Menschen den Übergang
zum christlichen Heilsort zu erleichtern.
So wandelte sich der Fruchtbarkeitsstein zur "Hand" und rituelles Tun, die
Einführung der kranken Hand in die Öffnung, sollte vom Leiden, etwa der Gicht, befreien.
Wie lange sich der Glaube an die Wirksamkeit des Steines erhielt, zeigt der Umstand, dass sich die Anwohner nach
Abbruch der Kirche 1792 weigerten, den Kultstein in die Adlwanger Kirche bringen zu lassen, wie es der Pfarrer
gefordert hatte. Der Stein könne nur seine Wirkung tun, wenn er an seinem angestammten Platz verbliebe, waren die Anwohner überzeugt. So verblieb der Stein am Ort und fand seinen neuen Platz an der
Rückseite des bestehen gebliebenen Mesnerhäusls, und dort findet er sich noch heute und wird von vielen Besuchern gefunden. Niemand
kann sich eines eigenartigen Gefühls erwehren, wenn die eigene Hand bis zum Ellbogen in dem Stein steckt und die Finger nach den Rillen tasten.
Die Nikolauskapelle und die heilige Quelle:
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Das "Bründl" bei Sankt Nikolai hat eine sehr alte Tradition. Sein Wasser ist allerdings genauso wenig jodhältig wie das des
"Heiligen Brunnens" von Adlwang, sagen die balneologischen Befunde. Es handelt sich also "nur" um "gewöhnliches" Quellwasser.
Zusammen mit dem Kultstein dürfen wir in St. Nikolai auch eine sehr alte Heilig-Brunn-Tradition annehmen. Die Bründl-Kapelle bestand schon sehr lange, wie die Kirchenrechnungen von Waldneukirchen beweisen.
In den 40er-Jahren gab es einen Artikel über kleine Heiligtümer in dieser Gegend. Dort fand auch die Bründl-Kapelle
von St. Nikolai Eingang, und das mit Foto. Bis heute die einzige überlieferte Darstellung dieser Kapelle. Nach dem Krieg wurde die Kapelle abgetragen. Das Wasser nutzt heute der Grundbesitzer.
Gnadenquelle in Adlwang:
Der Ursprung von Adlwang ist die heilige Gnadenquelle. Zu finden ist die Quelle ca 300 Meter westlich der Wallfahrtskirche “Sieben Schmerzen Mariä”.
Die Quelle ist in einer Brunnenkapelle, in der eine Pietá steht. Früher floß aus der Seitenwunde Jesu das Heilwasser. Erzählt wird, dass das Heilwasser hilft das eigene Herz zu öffnen und
um sich selber annehmen zu können. Ebenso soll es bei Augenleiden hilfreich sein.
Die Nikolauskapelle - ein alter Frauenkultplatz?
Willned - Seidled - Kaltenhaus: alte Namen, sehr alte Namen:
Wilbeth-Namen deuten immer auf einen vorchristlichen Kultplatz hin. Willbeth war eine der drei Göttinen (oder der
3 Bethen, 3 Saligen): Ambeth, Wilbeth und Borbeth, die später als die "Drei heiligen Madln" verehrt wurden, in christlichem Sinn dargestellt als Margarethe, Katharina und Barbara. Wilbeth
war die Göttin, welche den Lauf des menschlichen Geschicks bestimmte, vom Werden aus der Erde bis zum Zurückkehren in die Erde. Ihr Attribut war das Rad (engl. wheel). Seidled
deutet auf die Zeidler. Früher nannte man die Imker so. Kaltenhaus hat nichts mit einem "Kalten Haus" zu tun. In der keltischen Sprache bedeutet "caldis" Wald, "caletos"
Schutz/Wacht. So geht es hier wohl am ehesten um ein Haus am Wald. Lindenbauer kann auf das keltsiche "lindon" zurückgehen, was mit Wasserreichtum zusammenhängt. Hier kann es
die Nähe der beiden Sulzbachzuflüsse sein. Weiters nutzt bis heute der Lindenbauer das Wasser aus dem St. Nikolai-Brunnen.
Quellen: *Texte "Sanct Nicolay in Sulzbach - Geschichte der St. Nikolaus-Kirche von den Anfängen bis zur heutigen
Nikolauskapelle" - Redaktion und Urheber Herr Ernest Ulbrich, Schulstrasse 24, 4595 Waldneukirchen (zu finden unter: http://www.nikolauskapelle.at/kultplatz.htm) *
Fotoquellen und Texte Einführung und Gnadenquelle Adlwang eigene
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